Das ist auch so ein neues Wort: coronatauglich. Wenn es um Weihnachten geht, scheint es überhaupt gar nicht zu passen.

Ein Fest der Familien! Auch wenn ich nicht glaube, dass das auf die Heilige Familie von Maria, Josef und das Jesuskind zurückgeht. Passen würde es, denn die waren auch schon patchwork. Aber Familien bestehen selten aus nur zwei Haushalten! Wenn man sich auch sonst nicht sieht, wenigstens zu Weihnachten. Ob man sich darüber freut oder nicht. Coronatauglich also wäre: Sich nicht zu treffen, ob man sich darüber freut oder nicht.

Ein Fest der Liebe! Gehört dazu nicht Nähe, Kontakt, gemeinsam unter dem Baum lümmeln, spielen, singen?

Weihnachtslieder singen! Ja, viele singen noch oder wieder und sehr gerne Weihnachtslieder. Manche sind zum Heulen schön, eigentlich viele. Manche gehen nur für "O du fröhliche" jedes Jahr zu Weihnachten in die Kirche. In diesem Jahr wohl nicht, weil: nicht coronatauglich.

Die Weihnachtsgeschichte! Also Patchworkfamilie. Dann in dem Stall und das Kind in der Krippe - das ist okay, nicht in der Herberge, also nicht in einem Beherbungsbetrieb und nur ein Haushalt. Ob die Tiere Ochs und Esel zählen, weiß ich nicht. Bislang nichts davon gehört, dass sie auch dieses Virus übertragen würden. Aber weiß man's? Und gibt es nicht unterm Dach Fledermäuse? Die Hirtinnen und Hirten auf dem Feld, denen der Engel erscheint. Der hat bestimmt etwas Abstand gehalten, so leicht in der Luft schwebend. Von da hatte er ja auch einen besseren Überblick. Aber dann eilen genau diese zum Stall! Das geht eindeutig nicht. Und wenn, dann nur mit großem Abstand, auch untereinander. Und nicht vergessen: Hände waschen!

Dass dann noch drei Könige oder Astronomen mit Geschenken aus anderen Ländern dazukommen, das steht zwar in einem anderen Evangelium. Aber es wäre sowieso nicht coronatauglich. Die Grenzen sind dicht, sie reisen also illegal, und sie kommen mit Sicherheit nicht aus einem Haushalt. Gleich hinter der Grenze, das steht fest, geht es erst einmal in Quarantäne. Die Familie im Stall verriegelt am besten die Türen. Allenfalls könnte das Geschehen im Inneren mit der Kamera nach draußen projiziert werden. Aber darauf hätte Maria am allerwenigsten Lust. Sie könnte außerdem diejenige sein, die sich über die Kontaktbeschränkungen am meisten freut, so frisch nach der Geburt. Da will frau doch nicht die Öffentlichkeit um sich herum! Später sollte der Junge noch genug unterwegs sein, weit weg von der Familie, eine neue eigene Familie um sich scharend, mit recht wenig Achtung vor der Herkunfstfamilie. Also lassen wir ihr doch diese Intimität und Abgeschiedenheit. Und das ist ganz coronatauglich.

Und unser Fest? Kerzen an. Musik aufgelegt oder gestreamt. Alleine, zu zweit, in der Kleinfamilie singen, dass die Wände wackeln. Maskenengel basteln (geht viel leichter als mit Stroh). An Weihnachten direkt backen, damit es duftet und das Sterilium nicht so zu riechen ist. Diesmal ganz eigenwillige Formen, wie stachelige Kugeln, die absolut ungefährlich sind. Spazierengehen und kleine Botschaften, Gedichte, Texte wie Lose in die Hauseingänge werfen. Was noch? Wer schickt mir weitere Ideen in Wort oder ? Ich veröffentliche sie hier!

Weihnachten ganz coronatauglich.