Beim Humor geht es ums Umdeuten. Eine Frau verlässt den Supermarkt mit lauter Papiertüten an den Armen (immerhin Papier und kein Plastik). Sie sind voll und schwer, und als sie mit jemandem zusammenstösst, reißen sie und der ganze Inhalt verteilt sich auf dem runden Platz vor dem Eingang. Äpfel kullern von dannen, eine Flasche rollt dahin, ein Salatkopf landet unsanft auf der Erde ... Noch ganz überrascht steht sie da, andere Kundinnen und Kunden ebenfalls. Sie schaut sich den Schlamassel an, schaut in die Runde und lächelt auf einmal. Denn sie hat einen Einfall und ruft: "Was für ein Menü!" Alle lachen und helfen gleich mit, die Einkäufe wieder einzusammeln. Ein Beispiel für den Umgang mit einem Missgeschick im Alltag. Sie hätte sich ärgern können oder in Tränen ausbrechen. Aber sie hatte diese Idee für eine Umdeutung. Und weil dann alle halfen, war es auch gar nicht mehr so unangenehm. Damit zeigte sie sich nicht nur gewitzt, sondern auch souverän. Sie überließ nicht den anderen die Deutung oder gar die Schadenfreude. Sie hatte selbst eine Deutung parat, die ihr den ganzen Schlamassel noch zu einem vergnüglichen Erlebnis werden ließ. Etwas anders ging es diesem Mann, der an einem Geldautomaten 800 € zog. Kaum in die Geldbörse gesteckt, benötigte er 20 €. Die neuen Scheine aber waren so rutschig, dass sie herausfielen und langsam auf den Boden um ihn herum hinabsegelten. O, das sei aber viel Geld, meinte eine Frau und half ihm gleich beim Einsammeln. Er wolle damit in den Urlaub fahren, meinte er. Sie: "Das wird aber bestimmt ein schöner Urlaub!" Und beide lachten! Da bekommt man doch richtig Lust, die Begegnung weiterzuspinnen, etwa so: "Ja, möchten Sie vielleicht mitfahren?" Manchmal hat man selbst einen Einfall fürs witzige Umdeuten, oder es ist jemand anderes, der einen darauf bringt. In jedem Fall hat man selbst die Wahl, etwas zu deuten. Und im besten Fall ergeben sich daraus nette Begegnungen.