Ist das ein normaler Stuhl?

normal schon, aber jetzt
neue Normalität
neue, alte Normalität
also normalerweise
ist doch normal
normal ja
normal immer
normal schon
normiert
normschön
normativ
normal Sterbliche
ganz normales Wasser
das ist doch nicht normal
was ist denn schon normal


Das Wort fliegt einem ständig um die Ohren, aus den Lautsprechern und den Zeitungsspalten. Sobald ich höre, wie jemand "normal" sagt, schalte ich auf "Moment mal". Was denn für ein Normal, wessen Normal, ein heutiges Normal, ein gestriges Normal, ein Normal eines Mannes, einer Frau, eines Kindes, ein Normal von oben oder unten, von links oder rechts. Und so weiter, das Zurückfragen hört gar nicht mehr auf. Aber ich ertappe mich selbst dabei, "normal" zu sagen. Ist doch normal.

Man hat sich auf DIN-Normen festgelegt, früher schon eine Elle, später einen Meter normiert. Es gibt Normen in der Mathematik und Rechtsnormen. Es gibt soziale Normen und Sprachnormen, auf die man sich geeinigt hat. Nein, falsch, auf die man sich immer wieder einigen muss.

Und so ist das überhaupt mit der Normalität. Die ist nicht gegeben, die stellt sich heraus, die wird ausgehandelt, festegelegt, verworfen, neu verhandelt. Selbst in Diktaturen gibt es keine unumstössliche, allzeit gültige Normalität. Auch die setzt jemand.

Normal ist das, was für eine bestimmte Gruppe für einen bestimmten Zeitraum und Ort eben für normal gehalten wird, bis jemand meint, das sei doch nicht normal. Meistens wird leider nicht auf diese Person gehört und es beginnt kein Gespräch. Oft leidet sie dann an der sogenannten Normalität, fühlt sich nicht zugehörig, wird für anders und abweichend erklärt. Im schlimmsten Fall für verrückt oder, noch schlimmer, für gefährlich oder terroristisch.

So oder so, alle bedienen sich des Wörtchen "normal" gerne für ihre Normalvorstellungen.

Und was ist jetzt normal?
Normal ist, normal in Frage zu stellen
Jetzt ist eine gute Zeit dafür.

Übrigens: Der Humor kennt auch kein "normal". Sonst hätte er ja nichts zu lachen.