Sind das alltägliche Pflastersteine?

Heute las ich über einen Film, in dem sich eine Frau selbst heiratet. "Rosas Hochzeit" (Spanien/Frankreich 2020). Das ist komisch, meint die Regisseurin des Film, Iciar Bollain, in einem Interview, das die taz (1.7.2021, S. 15) mit ihr geführt hat. Sie selbst hat diesen Humor bewusst eingesetzt. Vielmehr, sie lässt Rosa humorvoll sein und damit selbständiger werden. Rosa heiratet sich nämlich nicht aus Selbstverliebtheit, es soll nur endlich mal um sie gehen in ihrem Leben. Denn zu oft geht es in ihrem Leben nur um die anderen, die alle was von ihr wollen, um die sie sich kümmern soll. Sich selbst wertschätzen, die eigenen Bedürfnisse achten, oder überhaupt erstmal wahrnehmen.

Sich selbst zu heiraten, das ist ja schon komisch. Beziehung zu sich selbst, das Ja-Wort sich selbst geben ... und dann doch alleine am Tisch sitzen und im Bett liegen. Was komisch ist, ist irgendwie merkwürdig, unpassend, nicht "normal" (mit diesem Wort beschäftige ich mich in letzter Zeit, Vielleicht-Ende-Covid19-Zeit, ja ständig). Indem Rosa so etwas Komisches macht, zeigt sie ihren Humor. Und noch mehr.

Mit diesem Humor zeigt Rosa, so verstehe ich es, dass sie sich ernst nimmt. Sie lächelt nicht einfach wehmütig über ihre Not hinweg. Das wäre eine Möglichkeit, mit der Misere umzugehen. Andererseits verbittert sie auch nicht, sie macht sich nicht zum Opfer. Nachdem sie lange zu allem "Ja" gesagt hatte, jetzt macht sie was ... anderes! Sie macht was Komisches, mit sich und für sich.

Die Regisseurin Iciar Bollain spricht in dem Interview mit der taz wie Frauen die gesellschaftliche Geringschätzung verinnerlicht haben: Kein Recht, sich zu beklagen, es aber allen recht machen. Mit anderen gütig sein, aber nicht mit sich. Und wenn dann mal wütend, dann gleich als hysterisch oder verrückt gelten.

Hier geht es nicht um eine elitäre Selbstfindung, nicht um einen Ego-Trip mit dem Ziel, noch besser in der erwarteten Rolle aufzugehen. Es geht darum, mit Humor selbständiger zu werden, eine größere innere Freiheit zu erlangen. Nicht wütend oder beleidigt sich zu werden, sondern eben humorvoll und damit Souveränität zu erlangen.

Was sich dann ändert? Ich bin neugierig, ich muss den Film unbedingt sehen. Ich bin sicher, diese Hochzeit ändert an sich schon etwas. Ob auch die äußere Freiheit größer wird. Dazu die Regisseurin Icia Bollain: "Und der Staat will gar nicht, dass Frauen wie Rosa unabhängiger werden, weil sie es sind, die sich als Mütter, Ehefrauen und Schwestern um die Jüngsten und die Ältesten kümmern und dabei kaum etwas kosten. Wenn die Rosas dieser Welt von heute auf morgen die Arbeit niederlegten, würde das System zusammenbrechen." (ebd.)