Ein Klappaltar mitten im Straßenbild.
Die Madonna mit blauem Mantel und Goldhintergrund.

Aufgenommen in Venedig, im Herbst 2022.

Außer an Weihnachten habe ich eher selten ein Auge für Maria, die Mutter Gottes, die Madonna. Hier fehlt das Kind. Vielleicht ist es noch nicht geboren, oder sie schaut es an, wohl eher das. Im Lukasevangelium steht, dass sie die Worte der Engel alle "in ihrem Herzen bewegte". Das griechische Wort dafür heißt wörtlich "zusammenwerfen", symballein. Einen richtigen Reim konnte sie sich wohl aus all dem noch nicht machen. Glanz in den Höhen bei Gott und Frieden auf Erden, wegen dieses Neugeborenen.

Ich verstehe das wie eine Leseanleitung. Immer wieder versuchen, sich selbst einen Reim auf all das zu machen. Alle Jahre wieder. Diese Geschichte hört nicht auf, spannend und geheimnisvoll zu sein. Die ganzen elenden Umstände und darin dieser Glanz.

Ganz so wie in dieser Fassade. Klappläden aus Eisen machen einen Klappaltar, bröckelnde Fassade und strahlendes Gold, grau und fleckig, aber dann das Blau.

Ich habe Klappaltäre so gerne, am liebsten solche.