Auf feinschwarz.net - einer meiner liebsten Seiten zu Theologie und Gesellschaft, ein theologisches Feuilleton - schreibt Elisabeth Schwarz Anfang Juli über das Chillen in der Bibel. Das inspiriert mich, ich nehme hier einiges daraus auf und schreibe weiter .... So gewichtig einem die Aktivitäten all der biblischen Personen auch erscheinen mögen, sie haben alle geruht, geschlafen, sich erholt, Atem geschöpft und manches auch verschlafen. Sogar Gott. Sogar Jesus. Jesus schlief, als der Sturm das Boot mit ihm und seinen Leuten mächtig in Schieflage gebracht hatte und musste erst geweckt werden (Mk 4,38//Lk 8,23). War das jetzt große Gelassenheit oder einfach nur große Erschöpfung? Schließlich zog sich Jesus immer mal wieder zurück, auch für längere Zeit. Das war wohl klug und auch nötig, bei den Menschenmengen, die ihn nach den Evangelien zu beurteilen, immer wieder umringt hatten. Er ist nicht in den Urlaub gefahren, er ging in die Wüste, er zog sich zurück und ging nicht von einem Getümmel in ein anderes. Gott arbeitete genau sechs Tage, dann machte er einen Tag Pause (1. Mose 2,2). Aber das Schöpfungswerk besteht aus genau sieben Tagen, nicht etwa aus sechs. Also gehört das Ruhen ebenso zur Schöpfung wie die Arbeit auch und deshalb sollen alle ausruhen können, nicht nur die Reichen und Schönen, auch die Sklavinnen und Sklaven (Ex 20,10). Manche schlafen auch, weil sie was verschlafen wollen: Jona seinen Auftrag (Jona 1,5–6), Elia, weil er ausgebrannt ist und lieber tot als lebendig sein will (1 Kön 19,5-8), die Jüngerinnen und Jünger die Festnahme Jesu (Mt 26,36–46). Nicht jeder Schlaf ist gleich. Mancher ist traumreich wie bei Joseph (der von den sieben fetten und mageren Jahren träumt) oder Jakob, der den Himmel offen und auf einer Leiter Engel hinauf- und hinabsteigen sieht (Gen 28,10ff.). Auch eine Art erster Kirchenschlaf ist in der Bibel dokumentiert. Als Paulus nicht mehr aufhört zu predigen und vermutlich alle schon vor lauter Erschöpfung und Sauerstoffmangel "durchhängen", fällt einer, der sich am offenen Fenster wach halten wollte, vom Schlaf überwältigt, drei Stockwerke hinunter (Apostelgeschichte 20, 9). Eutychus heißt er, zu Deutsch, der Glückliche. Wenn das mal keine Ironie ist! Paulus unterbricht dann seine Rede, rennt hinunter, umfasst ihn und sagt: "Regt euch nicht auf! Es ist ja noch Leben in ihm!" (ebd. Vers 10). Sprach's, rannte wieder hoch und setzte munter seine Predigt fort, bis zum Morgengrauen. Getröstet waren die Anwesenden aber offensichtlich weniger über seine Worte als über die Tatsache, dass der junge Mann überlebt hatte. "Die Tür dreht sich in der Angel, und ein Faulpelz in seinem Bett" (Sprüche 26,14). Und wenn nun aber Feiertag ist, oder große Müdigkeit oder sogar Urlaubszeit? Dann möge er sich genüsslich zur anderen Seite drehen! Besser wäre ja, solche Ruhezeiten und ausreichende Schlafzeiten in den ganz normalen Arbeitsalltag einzubauen - wie Zeiten, die einfach ganz selbstverständlich dazu gehören, ohne dass man als faul gilt. Weil das vielen nicht mehr so gut gelingt, gibt es jetzt die Sommerpause. Also machen wir's wie Gott: Chillen!