Intra (I), am Hafen, April 2022

Frieden, was sonst!

Weithin sichtbar ist eine riesige Pace-Fahne um den Turm und auch um den Treppenaufgang gewickelt. In Intra kommen viele Fähren an, an der Uferpromenade und im dahinter liegenden Park treffen sich viele Menschen. In der Nähe ist einmal die Woche Markt, ein Anziehungspunkt für viele, die hier Urlaub machen und viele, die hier und im Umland leben. Der Lago Maggiore leuchtet zu der Jahreszeit schon so blau wie der Himmel. Nur die Luft ist noch kalt. Die Stadt setzt ein Zeichen. Auch an sehr vielen Häusern hängen Pace-Fahnen.

Es ist ja kein Frieden, auch an Ostern ist Krieg in der Ukraine. Daran ändert auch so eine Fahne nichts. Ob sie ein Hoffnungszeichen sein kann? Ich will nicht als naiv und bloß gutgläubig gelten, aber ich brauche solche Zeichen und solche offenen Bekundungen von, wenn auch frommen, Wünschen und Hoffnungen. Es ist ein statement. "Give peace a chance". Haben wir sie vertan? Mal wieder? Wäre der Krieg aufzuhalten gewesen und durch wen und welche Maßnahmen genau?

Ostern hat ja so was von Irrwitz - auch eine Form von Humor. So wider allen Anschein ein friedliches Zusammenleben von Menschen für möglich zu halten. Ja, ich weiß, ich habe mich wie viele andere viel zu sicher gewähnt in dem "Nie wieder Krieg". Als wäre Krieg hier in unserer Nähe ein für alle Mal überwunden. Das ist schon naiv zu glauben.

Na gut, dann bin ich eben naiv - und irrwitzig! Irrwitzig erscheint derzeit, noch am Pazifismus festzuhalten. Irrwitzig auch zu denken, dass gewaltfreier Widerstand effektiv sein kann. Menschen versuchen es, auch in der Ukraine. Irrwitzig auch, wieder auf Verhandlungen zu setzen. Aus gesichertem Abstand habe ich leicht reden und schreiben. Ich lese Zeitung, ich nehme die unterschiedlichen Einschätzungen der Lage wahr. Und ich würde mir niemals ein einfaches Urteil erlauben.

Aber ich bleibe trotzdem eine Osterchristin, die morgen das Osterfest begeht, nicht nur, weil es im Kalender steht. Es war noch nie ein heiles Fest, dekoriert mit Ostereiern, ersten Sonnenstrahlen und viel Schokolade. Es war immer schon ein Fest des Lebens mitten im Tod. Ein Irrwitz halt.