Es ist nur ein Buchstabe, der anders ist. Aber ob es Humor oder Rumor heißt, macht einen sehr großen Unterschied. Und was wir derzeit erleben, das ist eher Rumor als Humor. "Rumor", so lese ich nach, heißt Auflauf, Aufruhr, Lärm, Unruhe, Volksauflauf. Das nehme ich war, wenn ich Nachrichten höre und schaue, zu einer Mahnwache gehe, mit Menschen spreche, die indirekt selbst betroffen sind von dem Krieg in der Ukraine.

Womit ich gleich bei der anderen Bedeutung von "Rumor" bin. Und das ist Kampf, Gemetzel, Schlägerei. Menschenleben sind bedroht, viele haben ihr Leben schon verloren, viele werden ihre Heimat verlieren. Ich will mich nicht zu Einschätzungen dieser Lage äußern, mich traf auf einmal die Ähnlichkeit der Wörter bei gleichzeitiger enormer Unterschiedlichkeit.

Dahinter steckt für mich die Frage, ob es angesichts dieses Rumors überhaupt noch Humor geben kann oder auch noch gibt. Viele reden von Sarkasmus. Das aber ist verletzender, gar vernichtender Spott und dem Rumor weit näher als dem Humor. Humor als diese von Grund auf hoffnungsvolle Haltung, die trotzdem auf gute Wendungen vertraut, und sei die Situation auch noch so schlimm. Humor als die Fähigkeit, sich den Krisen zu stellen und darin noch einen echten Grund zum Lachen entdecken zu wollen. Humor als die Suche nach einem kreativen Einfall, der Heiterkeit erzeugt und wenigstens für eine kurze Zeit alles leichter werden lässt. Humor als Mut, als Widerstand und als Selbstbehauptung. Denn wer mit Humor auf eine Situation blickt, nimmt sich selbst das Recht sie zu deuten, auch umzudeuten. Denn vorherrschend sind derzeit eine östliche und eine westliche Lesart.

Aber ich nehme wahr, wie Menschen von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch machen. Ich versuche mir vorzustellen, dass es bei den Begegnungen an den Grenzen auch Freudentränen gibt. Ich mag mir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, denen noch ein Scherz einfällt, ein Spiel, eine humorvolle Schlagfertigkeit, die andere zum Lachen bringt. Ich weiß, wenn Schmerz und existentielle Betroffenheit zu groß sind, dann sind Tränen näher als das Lachen. Dann entsteht kein Abstand mehr, der zu Humor befähigt. Und doch bin ich überzeugt, es gibt auch im Rumor Humor. Immer mal. Hier und da. Trotzig und tröstlich.