Das komische Auge - manche nennen es auch das kosmische Auge oder das Dritte Auge. Ich mag mein komisches Auge, und wenn ich mich darauf konzentriere, sehe ich immer was, wie zum Beispiel diesen Holzstapel. Und was sehe ich damit? Also ich sehe hier lauter rote Nasen, von Berufswegen, und mit meinem komischen Auge. Es amüsiert mich. Mit den anderen beiden Augen sehe ich die Sprühzeichen der Forstarbeiter:innen, das ist ganz richtig und das ist ganz nüchtern. Aber lieber sehe ich rote Nasen. Und außerdem sehe ich einen grünen Zweig. Jetzt noch. Wo der Herbst Einzug gehalten hat. Ich hoffe so sehr, dass wir auf einen grünen Zweig kommen. Einen, der dann auch trägt. Manche sagen, wir sägen die Äste ab, auf denen wir sitzen. Ja, sicher, so ist das. Im Blick auf die Klimakrise eindeutig. Die Bäume brennen eh schon und viele Waldbrände sind absichtlich gelegt. Dass sie sich so schnell ausbreiten, das liegt an der Trockenheit. Das sehe ich auch, spätestens beim Blick in die Nachrichten.

Mein komisches Auge liefert mir keinen naiven Blick. Es lässt mich ein bisschen schielen. Die Sprühzeichen und die roten Nasen. Das passt ja nicht zusammen, aber ich verbinde es. Komik entsteht dann, wenn Inkongruentes aufeinander trifft. Das halte ich locker aus und freue mich an meiner neuen Perspektive.

Mit dem komischen Auge zu sehen, das ermöglicht eine andere Art zu sehen, die noch mehr sehen will als das Offensichtliche. Dieses "mehr" oder "anders" verschafft mir visuelle Spielräume und es amüsiert mich. Ich bin überzeugt davon, dass Veränderung am besten dann gelingt, wenn sie auch unterhaltsam ist und andere Geschichten erzählt.

Solche von Roten Nasen und Grünen Zweigen eben.