#DEMOCLOWNIE - ein Clowntheaterprojekt zur Langen Nacht der Demokratie! Im Juni wurde geprobt, ich durfte Regie führen, aufgeführt wird vom 27. - 29.9.2024 in Roth und Schanstetten. 12 Clown*s spielen, die Erwachsenenbildung Schwabach hat organisiert, viele haben gesponsert. Viele werden hoffentlich kommen und sich von clownesker Energie und den Strategien der Clownerie anstecken lassen.
Demokratie und Clownerie - ernste Angelegenheiten
Wie passt das zusammen?
Die Demokratie ist in Gefahr und muss verteidigt werden. So ist es, und das ist eine ernste Sache. Die Clownerie, das ist Spaß und oft Klamauk, fliegende Torten und Gags, oder? Das eine ernst, das andere Spaß? Könnte man vordergründig meinen, aber Clownerie ist durchaus eine ernste und ernst zu nehmende Kunstform. Im Clowntheater, so wie ich es verstehe und unterrichte, kommt die Haltung des Humors zum Tragen. Da geht es um die alltäglichen, menschlichen und zwischenmenschlichen Tragödien oder auch nur: Missgeschicke. Es geht um Not und Leiden, um Sehnsucht und Hoffnung, und es geht um witzige, unerwartete Lösungen. Das Kleine im Großen und das Große im Kleinen. Durchaus ernst, aber eben auch nicht zu ernst - wie beim Humor.
Humor im Clowntheater - widerspricht Fundamentalismus und Alternativlosigkeit
Clownerie bietet wie Humor einen besonderen Umgang mit dem Ernst des Lebens an: Der Ernst einer Lage wird ernst genommen, es wird nicht darüber hinweggespielt. Aber mit Humor wird der allzu große Ernst relativiert und neue Spielräume entstehen. Humor widerspricht damit Alternativlosigkeiten ebenso wie fundamentalistischen oder gar totalitären Gesinnungen, die alle als demokratiefeindlich bezeichnet werden müssen.
DemoClownie - was machen die DemoClown*s
Jemand hat eine Idee: Man könnte ein Fest feiern! Aber wie genau und wer hat das Sagen? Die einen meinen das, die anderen dies bis sich sogar Fronten bilden und die jeweiligen Fahnen herausgeholt werden. Abgrenzung und Polarisierung. "Wir brauchen eine Abstimmung!", heißt es dann. Gut demokratisch. Aber was für ein Ungetüm an Wahlzettel, und wen oder was wählt man da, soll man wählen. Was friedlich beginnt, löst immer wieder neue Konflikte aus. Wie ist die Sitzordnung und wohin nur mit den Blumen? So findet im Kleinen statt, was auf der großen Bühne tagtäglich geschieht. Das Spiel spiegelt es wieder. Demokratie wird eben anstrengend, weil alles ausgehandelt werden muss und mal jemand dirigiert und sich zu viel herausnimmt und mal eben auch niemand die Verantwortung übernimmt: "Regiert hier überhaupt jemand?" Natürlich muss auch geputzt werden, aber selbst das wird zu einem quasi militärischen Akt. Wie durch ein Wunder verwandeln sich schließlich die Fahnen in bunte Tücher, oder waren sie es nicht immer schon? "Markt Clownstetten ist bunt!" Das Fest kann steigen.
Clownerie ist eine Theaterform mit direkter und klarer Körpersprache. Das Stück kommt ohne viele Worte aus. Die Bewegungen, die Gesichter, Mimik und Gestik sprechen deutlich. Hier wird nichts beschönigt oder vertuscht. Das macht den Charme und die große Chance aus. Zugleich ist alles einer vernichtenden Tragik entzogen, denn Clownerie zielt darauf, dass am Ende doch alle zusammenfinden. Nicht zuletzt geschieht das über gemeinsames Lachen, das miteinander verbindet und Erleichterung schafft.
Humor ist für eine Demokratie unverzichtbar.
Denn wer Humor hat, ist bereit, auch mal die Perspektive zu wechseln. Humor ist nicht Rechthaberei, sondern das Gegenteil davon. Deshalb gehört zur Haltung des Humors dialogischer Austausch und Respekt für unterschiedliche Positionen und Meinungen. Wie es auch zur Demokratie gehört. Durch kreative Einfälle und Lösungsvorschläge schafft Humor ein augenzwinkerndes Miteinander, bei dem niemand zu befürchten hat, ausgelacht zu werden. Denn Humor ist nicht Spott. Humor grenzt nicht aus, sondern bezieht ein. Humor hat deshalb nichts damit zu tun, abwertende Witze über andere zu erzählen. Ich meine, man kann an der Art des Humors in einer Gesellschaft ablesen, wie es um ihre Demokratie steht. In Diktaturen oder totalitären Systemen, wenn nur bestimmte Meinungen und Positionen gelten, gibt es nur den Spott von oben nach unten und keinerlei Relativierungen. Wer andere Perspektiven einnimmt, muss vorsichtig sein und kann nur hinter vorgehaltener Hand einen Flüsterwitz erzählen. Vielfalt und Buntheit - das ist immer wieder mühsam, aber nie langweilig. Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, die nicht demokratisch, tolerant, respektvoll und humorvoll ist.