So, das war's jetzt, zumindest hierzulande und Luther betreffend. Die Reformationsfeierlichkeiten zu Ende. Die Lutherquietscheente bleibt, aber was soll ich mit ihr machen? Es sei ja alles ein voller Erfolg gewesen, hört und liest man. Volle Kirchen, Dauerchoralsingen, die Stätten der Reformation gut besucht, Tausende von Veranstaltungen, Ausstellungen...  Ja, es war viel los, aber was meinen Sie,  haben Sie nicht auch insgeheim eine neue Reformation erwartet? Eine neue bahnbrechende Botschaft? Oder zumindest die alte völlig neu und überzeugend formuliert? 500 Jahre, das ist ja lange her. Wäre doch Zeit für eine neue Reformation gewesen. Zeit für neue Thesen. Bloß was für welche? Es hätten ja nichts gleich 95 sein müssen. Ich habe sogar versucht, welche zu formulieren und gemerkt: ganz schön schwierig. Entweder sie klingen zu moralisch, zu dogmatisch, zu seicht oder einfach politisch, aber wenig theologisch.

  • Es lebe die Vielfalt! Die ist besser als die Einfalt!
  • Lieber bunt als grau!
  • Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Besonders die, von denen man es am wenigsten denkt.

Drei hätte ich schonmal, sogar mit theologischer, ganz grundlegender Aussage. Aus den 80ern fällt mir ein und das war doch wirklich ganz schön reformatorisch:

  • Kauft keine Früchte aus Südafrika!

Daran kann ich problemlos anknüpfen und es fiele mir viel dazu ein:

  • Kauft keine Kleider aus Bangladesch und wenn doch, sorgt für faire Produktionsbedingungen, auch anderswo!
  • Schmeißt kein Essen weg.
  • Trinkt keinen Kaffee aus Pappbechern.

Eigentlich, mal in Fahrt geraten, ist es gar nicht mehr so schwer:

  • Protestanten sollten wieder öfter protestieren!
  • Wer macht sich auf und sucht heute das eine, verlorene Schaf?
  • Mehr Lachen in der Kirche!
  • Wer behauptet, die absolute Wahrheit zu kennen, hat sicherlich gelogen.
  • Gott ist gnädig im Unterschied zu den meisten Menschen.
  • Und sei endlich gnädig mit dir selber! (Das sei gegen jegliche Selbstoptimierung gesagt.)

Damit hätte ich sogar 13, keine schlechte Zahl.